Therapiekonzepte 

Um die Arbeit transparent für Sie zu machen, werden in folgendem  einige Therapiekonzepte vorgestellt, wobei sich die Darstellung der Konzepte mehr auf die praktische Umsetzung, als auf die theoretischen Hintergründe bezieht.


Sprachtherapie nach B. Zollinger

Die Therapie nach Zollinger ist ein ganzheitlich gerichteter Ansatz,  der auch andere Entwicklungsbereiche, wie unter anderem die Spielentwicklung  berücksichtigt und einbezieht. Hier steht  das Kind mit seiner Erlebniswelt im Mittelpunkt der Therapie und wird darin unterstützt, Spiel- und Gegenstände  zu entdecken,  zu erforschen und hierdurch mit seiner Umwelt in Beziehung zu treten. Hierbei wird das Kind angeregt, seine Erfahrungen mitzuteilen und die Sprache als Funktion der Mitteilung zu entdecken


Die Erfahrungen zeigen, dass dieses Therapiekonzept insbesondere für Kinder geeignet ist, die nur wenige Worte sprechen können. Im Laufe der logopädischen Therapie nimmt die Konzentrations- und Ausdauerfähigkeit beim Spielen zu und die Kinder reagieren immer aufmerksamer auf Sprache und werden sprechfreudiger. Das Sprachverständnis der Kinder wird durch die interaktive Spielsituation gefördert und die Spielentwicklung geht deutlich voran. Erfahrungen und Rückmeldungen der Eltern zeigen auch, dass die Kinder nicht nur mehr sprechen, sondern auch länger bzw. auch mal alleine spielen können. Aufbauend  werden den Kindern bestimmte sprachliche Strukturen (Lexikon, Wortschatz, Wortfelder, usw.) angeboten, die für den nächsten Sprachentwicklungsschritt wichtig sind.


Patholinguistischer Therapieansatz bei Sprachentwicklungsstörung nach Julia Siegmüller und Christina Kauschke

Hierbei handelt es sich um einen entwicklungsorientierten sprachsystematischen Ansatz. Die Basis für die logopädische Therapie bildet eine differenzierte, standardisierte, Sprachentwicklungsdiagnostik. Auf Grundlage der Diagnostik und Ergebnis der Therapie wird immer konkret festgestellt, welches der nächste sprachliche Entwicklungsschritt ist, den das Kind erreichen soll. Bei diesem Ansatz wird immer nur auf einer linguistischen Ebene, wie Wortschatz, Grammatik, Aussprache therapeutisch gearbeitet. Die einzelnen Therapiestunden sind exakt strukturiert und genau geplant.  Einer der Schwerpunkte dieser Therapie ist  die sogenannte Inputspezifizierung. Hierbei wird dem Kind, die zu erlernende sprachliche Struktur angeboten, konkret in Form von Geschichten, die dem Kind vorgelesen wird  oder auch innerhalb eines gemeinsamen Spiels. Das Ziel ist es zunächst, dass dem Kind die sprachlichen Formen sehr häufig angeboten werden, die das Kind benötigt, um in den weiteren sprachlichen Entwicklungsprozess zu gelangen. Über das aktive Zuhören kann das Kind die sprachlichen Strukturen speichern, um dann über die nachfolgenden Übungen gefestigt werden. Das  besondere bei diesem Therapieansatz ist das systematische,  an der normalen Sprachentwicklung orientierte Vorgehen und die klare Zielformulierungen für die einzelnen Therapieschritte.


Psycholinguistisch orientierte Phonologie- Therapie (P.O.P.T.) nach Frau Professorin Annette Fox-Boyer

Diese Therapie richtet sich an Kinder, die unsicher in der Unterscheidung oder dem Erkennen von Sprachlauten sind, und hat das Ziel, die Aussprache des Kindes zu verbessern, indem über das Hören gearbeitet wird. Das Sprachsystem des Kindes wird auf Laut-, Silben- und Wortebene neu strukturiert. Für die Hörübungen werden die Laute ausgewählt, die das Kind lernen soll und mit denen verglichen, die es anstelle des korrekten Lautes nutzt. Kinder mit rein phonologischen Störungen verändern ihr Sprechen, ohne dass die Laute motorisch geübt werden müssen.  Bei der phonologischen Therapie stehen zu-nächst Übungen zur auditiven Lautunterscheidung im Vordergrund. Das Kind lernt den Ziellaut (z. Bsp. /k/) vom Ersatzlaut (/k/ wird in der Regel durch /t/ ersetzt) über gezielte Übungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad zu unterscheiden. Sobald der Laut vom Kind sicher unterschieden werden kann, werden auch Übungen zur Aussprache durchgeführt.


Myofunktionelle Therapie nach Anita Kittel

In Anlehnung an die aus den USA stammende Therapiemethode der Myofunktionellen Therapie nach D. Garliner entwickelte Anita Kittel die Therapie für Deutschland weiter.  Bei der Therapie geht es um die Korrektur eines falschen Schluckmusters. Hierbei presst die Zunge beim Schlucken gegen oder zwischen die Zähne. Die Therapie beinhaltet Übungen zum Ausgleich des gestörten Muskelgleichgewichtes der Lippen und der Zungenmuskulatur und Übungen zum systematischen Aufbau eines physiologischen Schluckens. Falls erforderlich, werden zusätzlich Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung und Körperwahrnehmung in die Therapie integriert. Die angebotenen Übungen müssen zu Hause trainiert  werden, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen. Wenn keine zusätzliche Artikulationsstörung vorliegt, kann innerhalb von zehn Therapiestunden ein neues und stabiles Schluckmuster erreicht werden.


Stottertherapie nach C. Van Riper

Am Beginn der Therapie steht das Wahrnehmen und Beschreiben der Stotter-Symptome. Hierzu gehört ebenfalls die Wahrnehmung des Vermeidens von bestimmten Wörtern bzw. Sprechsituationen. Daneben werden die Gedanken und Gefühle in Verbindung mit Sprechen und Stottern, die das eigene Selbstbild prägen, bewusst gemacht und in der Therapie hinterfragt. In der nächsten Phase – Desensibilisierung – erfolgt eine Art Abhärtung gegenüber den Angst auslösenden Stotter-Reaktionen. Wobei hier nicht die Veränderung des Stotterns im Vordergrund steht, sondern die Reduzierung von Angst- und Vermeidungs-Verhalten. Denn erst  wenn das Stottern ohne starke Angstreaktionen erlebt werden kann, ist die Voraussetzung für die Veränderung des Stotterns geschaffen. In der darauf folgenden  Modifikationsphase wird direkt  am Stottern gearbeitet.  Die StotterSymptome werden variiert bis schließlich eine glatte Stotter-Reaktion, der „pull out“, erlernt wird.  In der sogenannten Stabilisierungsphase wird weiterhin an der Sprechflüssigkeit gearbeitet.


Stimmstörungen – Therapie nach Prof. Dr. Gall

Die genaue Erfassung der Stimme geschieht zunächst während des Spontansprechens in der Unterhaltung mit dem Patienten und mit Hilfe von Tonaufzeichnungen. Die Aufzeichnungen werden genau analysiert. Bei der Analyse werden einzelne Heiserkeitsmerkmale, der Stimmfluss, die Sprechmelodie, die Gestaltung der Stimmeinsätze und Stimmabsätze ermittelt und beurteilt. Die o. g.  Tonaufzeichnungen dienen zusätzlich zur Dokumentation, um während und nach einer Stimmtherapie die Veränderungen  der Stimme darstellen zu können.


Nun werden durch kehlweitende Bewegungen, klangaufbauende Übungen und artikulationsfördernde Lautfolgen, eventuelle Stimmstörungen bzw. Leistungsdefizite in den einzelnen Abschnitten des Stimminstruments diagnostiziert.


Auf der Basis der o. g. Befunderhebung kann nun ein individueller Therapieplan, eventuelle Prognose und/ oder der zu erwartende Aufwand erstellt und eingeschätzt werden. Während der Untersuchung und Anwendung therapeutischer Übungselemente lernt der Patient bereits die Art der Übungen und der Trainingsaufgaben kennen.


Verbale Entwicklungsdyspraxie bei Kindern 

Kinder, die stark unverständlich sprechen und bei denen eine phonologisch orientierte Therapie keinen oder nur wenig Erfolg zeigt, haben unter Umständen eine kindliche Form der Sprechapraxie (Störung der Planung von Sprechbewegungen). Die willkürliche Planung und Programmierung der Sequenzierung von Sprechbewegungen  ist beeinträchtigt. Einzellaute werden vereinzelt aber inkonstant gebildet, aber nicht in Silben und Wörter eingesetzt. Das Konsonanten- und Vokalrepertoire ist eingeschränkt, Laute können nicht imitiert werden, selbst wenn sie vereinzelt im Lautinventar aufgetreten sind.


Mithilfe von TAKTKIN (Beate Birner-Janusch)

werden den Kindern taktilkinästhetische Hinweisreize zur Bildung der fehlenden Laute gegeben. Die Stimulation erfolgt jedoch nicht nur über den taktil-kinästhetischen Kanal, sondern wird mit der auditiven (wie klingt der Laut) und visuellen Modalität (Mundbild beim Sprechen des Lautes) abgestimmt.


Aphasietherapie

Menschen, die einen Apoplex ("Schlaganfall") erlitten haben, leiden nach diesem Ereignis oftmals unter Einschränkungen im Sprachverständnis, der Sprachproduktion (Wortfindungsstörungen) und des Sprechens.


Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Einschränkungen mittels logopädischer Therapie zu verbessern.


Einige Ansätze, die in unserer Praxis zum Einsatz kommen:


MODAK (Modalitätenaktivierung nach Lutz)

Dabei werden alle 4 Modalitäten (Lesen, Schreiben, Sprechen, Sprache verstehen) mittels Bildkarten eingesetzt, um eine Verbesserung der sprachlichen und kommunikativen Leistung des Patienten zu erreichen. Dieser Ansatz wird bevorzugt bei schweren bis mittelschweren Aphasien verfolgt.


Deblockierungsmethode nach Weigl

Sprachwissen wird mithilfe von Hilfestellung oder Leistung in anderen Modalitäten wieder verfügbar gemacht. Eine intakte Leistung (z.B. das Schreiben) wird vor eine nicht intakte Leistung geschaltet, um die vorher nicht mögliche Leistung zu erreichen.